Monday, January 26, 2009

„His Masters Voice“

Ungekürzte Version des Leserbriefes in NZZ vom 17./18.1.09

Der israelische Botschafter hat dagegen protestiert, dass die Schweiz, vertreten durch Frau Bundesrat Micheline Calmy-Rey, in der Menschenrechtskommission der UNO den Antrag auf Untersuchung, ob Israel im gegenwärtigen Krieg die Menschenrechte verletze, unterstützte, und dies als einziger westlicher Staat. Dem israelischen Botschafter möchten wir sagen, dass wir es sehr schätzen, dass uns eine Bundesrätin und Aussenministerin vertritt, welche Anträge in der UNO-Menschenrechtskommission zur Untersuchung möglicher Menschenrechtsverletzungen unabhängig von Farbe und Herkunft derjenigen, welche die Klage einbringen, aber auf Grund sachlicher Information und selbständiger Beurteilung unterstützt oder ablehnt, und dies ohne auf die Seite zu schielen.

Wie sehr sich solche Untersuchungen aufdrängen, dazu kann man sich genügend Dokumente aus dem Internet herunter laden, in welchen selbst israelische Bürger, Soldaten und Offiziere auf schwerste Menschenrechtsverletzungen hinweisen und zur Verurteilung derselben und zur Befehlsverweigerung aufrufen. Wenn der Botschafter seiner Dienstherrin folgend uns weismachen möchte, Bombardierung von lebenswichtigen Institutionen und Einrichtungen, von Schulen, Moscheen, Einrichtungen der UNO und von Wohnhäusern sei ein Verteidigungskrieg gegen einen Gegner, welchen man seit Jahren in einen zunehmend strangulierenderen Würgegriff genommen hat ohne ihm irgendwelche Gegenwehr zu gestatten, dann setzt dem die Perfidität und der unüberbietbare Zynismus, der sich in der Warnung vor Luftangriffen einer in einem unentrinnbaren Gefängnis eingeschlossenen Bevölkerung ausdrückt, die Krone auf.

Marie-Louise und Balder Gloor-Schindler

„His Masters Noise“

Leserbrief zum Gaza-Krieg in der NZZ vom 17./18.1.09
Die Äusserungen des israelischen Botschafters gegenüber der Schweiz befremden. Die Schweiz ist immer noch eine direkte Demokratie mit dem Recht auf freie Meinungsäusserung. Es liegt nicht in der Verantwortung der Schweiz, dass in diesem riesigen Berg palästinensischer Toter und Verletzter das gute Dutzend israelischer Toter einfach nicht mehr sichtbar ist. Problematisch ist vielmehr diese krasse Diskrepanz zwischen den Opferzahlen. Dann die Tausenden von palästinensischen Verletzten, von denen viele ihr weiteres Leben als Krüppel verbringen werden. Menschen, die ohnehin seit Jahrzehnten in einer unbeschreiblichen Misere leben.

Und die jungen israelischen Soldaten müssen nun ihr Leben aufs Spiel setzen, nur weil ihre Regierung sich kategorisch weigert, mit der Hamas an einen Tisch zu sitzen und im Gespräch Lösungen zu suchen. Es ist erschütternd zu wissen, dass all die Toten nicht sein müssten! Solange Israel das palästinensische Flüchtlingsproblem verdrängt, seine diesbezügliche Verantwortung nicht anerkennt und eine faire Lösung mit den Betroffenen aushandelt, wird es für israelische Bürger nie eine nachhaltige Sicherheit geben. Ich verstehe nicht, warum israelische Politiker nicht zustande bringen, was Bürger beider Seiten können: an einen Tisch sitzen, miteinander reden und pragmatische Lösungen ausarbeiten wie bei der Genfer Initiative, oder zusammen Musik machen wie im von Daniel Barenboim und Edward Said gegründeten East-Western-Divan Orchestra.

Claudia Bolliger, Basel

Saturday, January 24, 2009

Recht auf Selbstverteidigung in Gaza

Leserbrief aus der BAZ vom 30.12.2008 von Barbara Mujagic-Ott, Liestal

"Was tut ein lebendes Wesen im Moment der Strangulation? Es schlägt wild um sich. Im gegebenen Fall dauert der Moment der Strangulation schon Jahrzehnte, die Schlinge wird immer enger, bezüglich Lebensraum, Bewegungsfreiheit, Nahrungsgrundlagen, Wasser. Aber niemand spricht in diesem Zusammenhang vom Recht auf Selbstverteidigung – oder auf Selbsterhaltung. Der Tod jedes einzelnen Menschen ist eine einzelne Tragödie. 301 Opfer – 301 Tragödien. Eines dieser Opfer wird gesondert erwähnt, sogar mit Namen. Die restlichen 300 bleiben anonym. Das ist schwer zu verstehen."

Danke. Dieser Leserbrief drückt aus, wie sich die Menschen in Gaza fühlen.